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C&M-4-2015 > Neue Chancen für die Prozessindustrie

Neue Chancen für die Prozessindustrie

Eine Branche im Umbruch – Innovationen und zukunftsweisende Technologien waren Leitthemen auf der ACHEMA 2015

Die Prozessindustrie – Innovationsmotor und Wachstumstreiber der Weltwirtschaft – steht angesichts knapper werdender fossiler Ressourcen, des Klimawandels sowie der Ansprüche einer globalisierten Welt vor umwälzenden Herausforderungen. Neue, kreative Technologien und ganzheitliche Konzepte sind wichtiger denn je und Voraussetzung, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Die ACHEMA 2015 präsentierte das umfassende Technologieangebot und die Trendthemen der Branche und unterstrich ihre Rolle als „Weltgipfel der Innovation“.

Eröffnungssitzung
Bild: Jose Poblete

Frau Dr. Rübberdt, Sie konnten die diesjährige ACHEMA mit positiven Zahlen und wachsendem internationalen Anteil sowohl von Aussteller- als auch Besucherseite abschließen. Wie bildet sich das konkret ab?

Das Offensichtlichste sind natürlich die Zahlen: Bei den Ausstellern mit 3.813 ein leichtes Plus, bei den Teilnehmern eine Punktlandung mit 166.444. Nicht nur ­kam erstmals mehr als die Hälfte der Aussteller aus dem Ausland, auch bei den Besuchern nimmt die Internationalität zu. Diese harten Fakten sind wichtig. Aber mindestens ebenso wichtig ist der persönliche Eindruck, und da gilt: All das war unmittelbar spürbar. Die Hallen und Stände waren voll, die Kunden kamen mit konkreten Anfragen, die Stimmung war hervorragend. Ob im persönlichen Gespräch, über Twitter oder die offiziellen Mit­teilungen der Aussteller – wir hatten eine unglaublich positive Resonanz.

Sie haben mit der Wahl Ihrer drei Fokusthemen – innovative Prozessanalytik, industrielles Wassermanagement und BiobasedWorld – ausstellerübergreifend Schwerpunkte gesetzt, die auch im Kongressprogramm abgebildet wurden. Was war hierfür ausschlag­gebend?

Die Fokusthemen werden im Vorfeld der ACHEMA gemeinsam mit dem ACHEMA-Ausschuss, in dem alle Ausstellungsgruppen vertreten sind, festgelegt. Die Kriterien: Das Thema muss die Prozessindustrie insgesamt beeinflussen und verändern. Entsprechend ist es für alle oder fast alle Branchen auf der ACHEMA relevant. Es muss internationale Bedeutung haben. Und aufgrund des Dreijahres­zyklus und eines entsprechenden Vorlaufs darf es keine „Eintags­fliege“ sein. Alle diese Punkte gelten für die Prozessanalytik, das industrielle Wassermanagement und die BiobasedWorld. Die Resonanz darauf war sehr gut – die Kongress-Sessions zu allen drei Themen waren gut besucht und in der Ausstellung gab es eine Menge Angebote. Wer sich über eines der Fokusthemen einen Überblick verschaffen wollte, ist auf der ACHEMA auf jeden Fall auf seine Kosten gekommen.

Sie präsentierten den Teilnehmern den sehr modischen Begriff
„BiobasedWorld“. Was kann man sich darunter vorstellen?

Die BiobasedWorld hatten wir auf der ACHEMA 2012 schon ins Leben gerufen. Der Gedanke: Heute basiert unsere Wirtschaft in großen Teilen auf fossilen Rohstoffen. Die Bioökonomie wird langfristig kommen – eben eine „BiobasedWorld“, in der uns Produkte, in denen mehr oder weniger sichtbar Biomasse steckt, ständig im Alltag umgeben werden. Ohne die Prozessindustrie geht da gar nichts und vieles gibt es schon. Nur sieht man es einem Produkt oft nicht an, ob es teils chemisch, teils biokatalytisch hergestellt ist oder aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Die industrielle Biotechnologie ist nicht auf den ersten Blick sichtbar. Wir wollen sie sichtbar machen. Außerdem müssen für die Bioöko­nomie neue Wertschöpfungsketten aufgebaut und neue Akteure vernetzt werden. Dafür soll die BiobasedWorld eine Plattform bieten. Deshalb findet sie im Februar 2017 auch erstmals als eigenständige Veranstaltung statt.

Wie wird das große Thema Industrie 4.0 zukünftig Industrie und ­Wissenschaft verändern und was bedeutet es für die Prozessindustrie?

Die Industrie 4.0 war definitiv auch auf der ACHEMA ein Riesenthema und wird uns weiterhin mit dem Schwerpunkt Digitalisierung der Chemieproduktion beschäftigen. Der Begriff ist nicht ganz leicht zu fassen – wer über Industrie 4.0 diskutieren will, muss erst einmal sicherstellen, dass alle Teilnehmer darunter das Gleiche verstehen. Klar ist aber schon jetzt: Für die Prozessindus­trie bedeutet Industrie 4.0 nicht nur mehr Flexibilität, mehr Möglichkeiten für kleinvolumige Produktion und mehr Daten, das Thema verändert auch die Arbeitswelt und die Strukturen. Und es stellt neue Anforderungen an die Sicherheit – das ist eine der wichtigsten Hürden, die noch zu nehmen ist.

Als besonderen Impuls für Innovation haben Sie in diesem Jahr erstmals den ACHEMA-Gründerpreis vergeben. Wie kam die Initiative zustande?

Die ACHEMA bietet seit jeher Startups eine globale Bühne. Wo kommen diese Startups her? Es gibt ja eine ganze Menge Ideen in den Laboren und in den Köpfen von Wissenschaftlern – gerade die Chemie und die Prozessindustrie sind enorm innovativ. Die Hürden für eine Unternehmensgründung sind allerdings auch da: Hohe Anfangsinvestitionen für die Entwicklung von Produkten oder Prozessen, die einmal industrielle Anwendung finden sollen, vielleicht auch eine Scheu vor den Regularien und dem ganzen Drumherum. Die DECHEMA, der High-Tech-Gründerfonds und die Business Angels FrankfurtRheinMain wollen dazu beitragen, dass die Idee von heute auf der ACHEMA 2018 oder 2021 als Produkt oder Technologie zu sehen ist. Wir haben deshalb besonderen Wert darauf gelegt, die Teilnehmer von Anfang an zu begleiten. Die Resonanz war sehr positiv. Die neun Finalisten des Wettbewerbs – jeweils drei aus den Sparten Biotechnologie, Energie und Messtechnik/Analytik – waren während der ganzen Woche am Gründerpreis-Stand präsent und konnten viele, teils sehr konkrete Gespräche mit Interessenten und Investoren führen. Ein solches Forum ist unschätzbar, da waren sich alle einig.

Kongressteilnehmer, Besucher und Aussteller sind sicher schon gespannt auf die nächste ACHEMA im Jahr 2018. Wollen Sie jetzt schon ein paar strategische Geheimnisse verraten?

Eigentlich ganz einfach: Eine Mischung aus Bewährtem und Neuem – schwierig ist nur, das richtige Verhältnis zu finden. Ernsthaft: Die Grundstruktur der ACHEMA mit der engen Verzahnung von Kongress und Ausstellung ist ein wesentlicher Teil ihres Erfolgsgeheimnisses, getragen von der Fachkompetenz, die DECHEMA e.V. und DECHEMA Ausstellungs-GmbH als Partner mitbringen und ständig weiterentwickeln. Dazu kommt die organisatorische Optimierung: Unmittelbar nach der ACHEMA diskutieren und dokumentieren wir bis ins kleinste Detail, was gut geklappt hat und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Und dann beginnt die Diskussion über die Fokusthemen, die Suche nach sonstigen Trends, die Gespräche mit unseren Partnern im In- und Ausland... für uns heißt es jetzt definitiv schon: auf zur ACHEMA 2018!

(Interview: Claudia Schiller)

C&M 4 / 2015

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 4 / 2015.
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