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C&M-3-2015 > Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelbranche weltweit führend bei der Integration von Nachhaltigkeitskriterien

Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelbranche weltweit führend bei der Integration von Nachhaltigkeitskriterien

Dreiklang für die Zukunft

Einem Bericht der Ratingagentur oekom research AG zur globalen Unternehmensverantwortung zufolge sind die im Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) vertretenen Branchen weltweit führend bei der Integration von Nachhaltigkeitskriterien [1]. Diese seit mehreren Jahren führende Rolle der Branchen wird u.a. durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung des IKW für den Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelbereich (WPR-Branche) in Deutschland dokumentiert. Diese Berichterstattung fand ihren Ursprung in einer Studie der Universität Oldenburg aus dem Jahr 2002, in der u.a. Indikatoren und Optimierungspotenziale für die Branche identifiziert wurden [2].

Der siebte Bericht „Nachhaltigkeit in der Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelbranche in Deutschland“ für die Berichtsjahre 2013 und 2014 erschien im Mai 2015 [3]. Der Bericht gliedert sich in die drei Bereiche Soziales, Ökologie und Ökonomie. Zusätzlich wird im Bericht ausführlich auf besondere Nachhaltigkeits- initiativen wie z.B. die Aktivitäten des IKW im FORUM WASCHEN [4] eingegangen.

Beispiele sozialer Indikatoren

Die sozialen Indikatoren umfassen u.a. 14 Berichtspunkte, die alle zwei Jahre bei den IKW-Mitgliedsfirmen abgefragt werden, die Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel (WPR-Produkte) für den privaten Haushalt in Deutschland herstellen oder vertreiben. Die Berichtspunkte umfassen die folgenden Aspekte:

// Umfragebeteiligung

// Strategie und Berichterstattung (z.B. schriftlich fixierter Unternehmens-kodex)

// Mitarbeiterbezogene Aspekte (z.B. flexible Arbeitszeitmodelle)

// Betriebs- und produktbezogene Anforderungen zum Qualitätsmanagement

// Kunden- und lieferantenbezogene Anforderungen

// Gesellschaftsbezogene Aspekte (z.B. Förderung regionaler Aktivitäten)

Im Berichtsjahr 2013 nahmen 33 von 123 IKW-Mitgliedsunternehmen aus der WPR-Branche an der Umfrage teil. In den teilnehmenden Unternehmen arbeiteten im Berichtsjahr 2013 ca. 15.700 Mitarbeiter und damit über 80?% aller Mitarbeiter in der Branche. 18 von 33 an der Umfrage beteiligten Unternehmen veröffentlichten im Jahr 2013 einen Bericht zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme (CSR-Bericht). Diese repräsentierten fast 90% aller Beschäftigten in der WPR-Branche.

Drei Prozent der Mitarbeiter in den Betrieben waren im Berichtsjahr 2013 Auszubildende und Trainees. Der Frauenanteil in Führungspositionen lag mit 31% leicht über dem Bundesdurchschnitt von 29% [5]. Alle 33 an der Umfrage beteiligten Unternehmen boten ihren Mitarbeitern im Jahr 2013 flexible bzw. familienfreundliche Arbeitszeitmodelle an: z.B. Teilzeit, Altersteilzeit, unbezahlte Freistellungen, Telearbeit. Eine Förderung regionaler gemeinnütziger, kultureller oder sportlicher Aktivitäten erfolgte durch die gleiche Anzahl der Unternehmen.


Tab.1 Einsatzmenge und Anteil der PBO an der Gesamteinsatzmenge der wichtigsten Inhaltsstoffe bzw. -stoffgruppen in Tonnen
Quelle: Bericht Nachhaltigkeit in der WPR-Branche in Deutschland 2013–2014

Beispiele ökologischer Indikatoren

Einsatzmengen der Inhaltsstoffe in WPR-Produkten

Der IKW übermittelt seit dem Jahr 1990 auf freiwilliger Basis die Einsatzmengen bestimmter Inhaltsstoffe bzw. Inhaltsstoffgruppen von WPR-Produkten u.a. an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und das Umweltbundesamt. Diese Zahlen werden seit dem Jahr 2005 auch über die IKW-Nachhaltigkeitsberichterstattung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Einsatzmengen gehen seit dem Jahr 1994 trotz der Aufnahme neu hinzugekommener Inhaltsstoffe und Produktgruppen zurück und betrugen im Berichtsjahr 2012 circa 556.000?t. Grund für den generellen Rückgang der erfassten Gesamteinsatzmengen ist, dass einige mengenmäßig bedeutende Inhaltsstoffe in geringerer Konzentration als früher eingesetzt werden oder durch effi­zientere Stoffe bzw. Stoffgruppen ersetzt wurden.


Tab.2 Gesamtwaschmittelverbrauch (IKW-Marktschätzung); Pro-Kopf-Waschmittelverbrauch
Quelle: Bericht Nachhaltigkeit in der WPR-Branche in Deutschland 2013–2014

Schwer abbaubare organische Stoffe und Stoffgruppen in WPR-Produkten

Die IKW-Erhebung der wichtigsten Inhaltsstoffe erfasst auch die Einsatzmengen an schwer abbaubaren organischen Stoffen und Stoffgruppen (englisch: Poorly Bio­degradable Organics – PBO) in WPR-Produkten (Tab.1): z.B. Polycarboxylate, Parfümöle, Carboxymethylcellulose. Die PBO sind bezüglich des möglichen Umweltrisikos hauptsächlich dann bedeutsam, wenn sie ins Abwasser, in Gewässer oder in den Boden gelangen. Bei der Erhebung ist ­daher zu beachten, dass mindestens 10% der übermittelten Einsatzmengen wegen folgender Begründungen eigentlich nicht relevant sind:

// Einsatz in nicht abwassergängigen Produktgruppen (z.B. Raumdüfte)

// Anteile von biologisch leicht abbaubaren Bestandteilen in PBO-Stoffgruppen (z.B. Beistoffe in Duft- oder Farbstoffen)

// Adsorption am Klärschlamm (z.B. Carboxymethylcellulose)

Waschmittelverbrauch in Deutschland

Der Pro-Kopfverbrauch von Waschmitteln in privaten Haushalten in Deutschland bewegte sich im letzten Jahrzehnt zwischen 7,3 und 7,7kg Waschmittel pro Jahr [6]. Im Jahr 2014 wurden 7,3kg Waschmittel pro Kopf in Deutschland verbraucht (Tab.2).

Durchschnittlich eingestellte Waschtemperatur

Der Energieverbrauch für das Waschen in einer Waschmaschine wird im Wesentlichen vom Aufheizen der Waschlauge beeinflusst. Je höher die Temperatur, mit der gewaschen wird, und je mehr Wasser aufgeheizt werden muss, desto größer ist der Energieverbrauch. Seit dem Jahr 2004 liegt die durchschnittliche Waschtemperatur, die sich aus der Verteilung der eingestellten Waschprogramme (zum Beispiel 30°C- oder 40°C-Programm) ergibt, immer bei ca. 46°C. Der Anteil von Wäschestücken, die mit Waschprogrammen von 60°C und höherer Temperatur gewaschen werden, ist seit dem Jahr 1972 von 62 auf 33% im Jahr 2014 gesunken ist (s. rote Linie in Abb.1). Im gleichen Zeitraum ist der Anteil an Wäsche, der bei Waschprogrammen von 30°C und niedriger gewaschen wird, von 18 auf 28% angestiegen.


Abb.1 Durchschnittliche Waschtemperatur, prozentuale Waschtemperaturverteilung pro Wasch­gang in Haushalten in Deutschland (in Prozent der Waschgänge insgesamt) und Anteil der Wäsche, die bei Waschprogrammen mit mindestens 60?°C gewaschen wurde (rote Linie). Die Angaben der Waschtemperaturverteilung wurden auf- bzw. abgerundet.
Quelle: Bericht Nachhaltigkeit in der WPR-Branche in Deutschland 2013–2014

Beispiele ökonomischer Indikatoren

Marktdaten 2013 und 2014

Der Gesamtumsatz der WPR-Branche in Deutschland lag im Berichtsjahr 2014 bei 4,34 Mrd. Euro. Mehr als 30% des Gesamtumsatzes wird durch den Konsum von Waschmitteln erzielt. Reinigungsmittel wie Haushaltsreiniger tragen mit 20% zum ­Gesamtumsatz bei; 15% durch Geschirrspülmittel.

Bedeutung der WPR-Branchein Deutschland und Europa

Gemessen am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland ohne Auslandsumsatz mit circa 839 Mrd. Euro im Jahr 2013 war der Umsatz der deutschen WPR-Branche mit 4,3 Mrd. Euro vergleichsweise gering und entspricht circa 0,5%. Der Gesamtumsatz der WPR-Produkte für den privaten Haushalt in Europa (27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und Schweiz) wurde für das Jahr 2013 vom Internationalen Verband für WPR-Produkte (A.I.S.E., Brüssel) auf circa 28,5 Mrd. Euro geschätzt [7]. Der Anteil Deutschlands am Gesamtumsatz der WPR-Produkte in Europa betrug im Jahr 2013 somit circa 15,1% und liegt leicht unter dem Bevölkerungsanteil Deutschlands in Europa von 16%.

Beispiel für ein weiteres IKW-Nachhaltigkeitsprojekt

FORUM WASCHEN

Der Bereich Haushaltspflege im IKW ist Akteur und zugleich Initiator der Dialogplattform FORUM WASCHEN. Das FORUM WASCHEN besteht seit dem Jahr 2001 und bringt Akteure in Deutschland zusammen, die sich für Nachhaltigkeit in den Bereichen Waschen, Abwaschen und Reinigen im Haushalt engagieren. Das FORUM WASCHEN besteht aus Fachleuten u.a. von Behörden, Bildungseinrichtungen, Bundesministerien, Forschungsinstitutionen, Herstellern von WPR-Produkten sowie Haushaltsgeräten, Umweltorganisationen und Verbraucherverbänden [8]. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Analyse des Verbraucherverhaltens in Deutschland arbeiten die Akteure in zahlreichen Projekten zusammen und veranstalten Fort­bildungsveranstaltungen für Multiplikatoren, erarbeiten Informationsmaterialien und veranstalten immer zum 10. Mai den Ak­tionstag Nachhaltiges (Ab-)Waschen [9].

Literatur
[1] www.oekom-research.com/homepage/german/oekom_CR_Review_2015_DE.pdf
[2] Behrens, T. et al., (2002) Nachhaltigkeit in der Deutschen Waschmittelindustrie: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V., Universität Oldenburg Wirtschafts- u. Rechtswissenschaften, Auflage: 1
[3] www.ikw.org/haushaltspflege/themen/nachhaltigkeit/
ikw-nachhaltigkeitsbericht-aktuell/
[4] http://forum-waschen.de
[5] Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/Dimension1/1_4_FrauenFuehrungspositionen.html
[6] IKW-Marktschätzung und Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerung.html
[7] Marktdaten der A.I.S.E.: www.aise.eu/our-industry/market-and-economic-data.aspx
[8] http://forum-waschen.de/tl_files/content/pdf-info-texte-
veroeffentl/flyervisitenkarte.pdf
[9] http://forum-waschen.de/aktionstag-nachhaltiges-ab-
waschen.html

Foto: © istockphoto.com | Josef Kubicek

C&M 3 / 2015

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 3 / 2015.
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