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Leitwort von Prof. Dr.-Ing. Helmut Jaberg zur Praktikerkonferenz „Pumpen in der Verfahrens- und Kraftwerkstechnik“ der TU Graz

Unbeachtetes Arbeitstier

Der mit Abstand größte und vielfältigste Markt für Pumpen ist und bleibt die Verfahrenstechnik – von chemischen Prozessen über die Erdölverarbeitung bis hin zur Kraftwerks- und Abwassertechnik. Das Herz jeder Industrieanlage ist meistens die Pumpe: das so oft unbeachtete Arbeitstier.

Allein in der chemischen Industrie Deutschlands ist etwa eine halbe Million Pumpen installiert, das sind mehr Pumpen, als ­Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (432.500, 1Q/2013 lt. VCI) in der gesamten Chemiebranche beschäftigt sind. Der Pumpenmarkt wird durch die wachsende Weltbevölkerung getragen, wobei dies auf der einen Seite erfreulich ist und auf der anderen Seite aufgrund der Ressourcenbegrenzung der Erde einen Konflikt erzeugt. Daher ist der Fokus bei der Entwicklung von Pumpen auch auf die Energieeffizienz wesentlich, denn laut dem Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI werden etwa 30% des europäischen Stroms in Pumpensystemen verbraucht – nota bene nicht in den Pumpen, sondern in den Systemen: Pumpen führen Energie zu, sie verbrauchen sie (fast) nicht.

Generell wird jedes Unternehmen aufgrund des Wettbewerbs gezwungen, die Produktionsprozesse laufend zu optimieren und somit auch den Kostenfaktor Energieverbrauch. Die beste Energienutzung verspricht eine punktgenaue Auslegung der Pumpe und die hydraulisch optimierte Anordnung in der Anlage. Aufgrund historisch gewachsener Anlagen und Furcht vor dem Pumpen- bzw. Prozessstillstand sind viele Pumpen meistens brutal überdimensioniert und in der Anlage (nicht in der Pumpe) wird die zu viel zugeführte Energie eingedrosselt, ­also unnütz vernichtet. Hier besteht ein krasser Interessenkonflikt zwischen Produktionssicherheit und Energieersparnis. Bei einer konsequenten Optimierung der Produktionsanlage ist ein breiter Fokus auf das Gesamtsystem notwendig, um systematisch und nachhaltig den Anlagenwirkungsgrad zu verbessern.

Aufgrund der ErP-Richtlinien der EU steht der Energieverbrauch von Pumpen verstärkt im Mittelpunkt des Interesses. Nichts gegen einen hohen Pumpenwirkungsgrad, aber da die Energie in der Anlage verbraucht wird, ist unschwer zu erkennen, dass die ErP-Maßnahme am eigentlichen Ziel der Energieeinsparung vorbeigeht. Aber auch die Vielzahl von Sicherheitsaufgaben in komplexen, verfahrenstechnischen Anlagen wie Betrieb, Überwachung, Gefahrenidentifikation, Sicherheitsanalyse, Verfahrensentwicklung und Anlagenplanung fordert Aufmerksamkeit sowie ein umfassendes Verständnis der Wirkungsweise einzelner Komponenten, natürlich auch der Pumpen, und des Zusammenwirkens aller Komponenten und dem daraus resultierenden Systemverhalten. Die Neu-, Weiterentwicklung und Optimierung von verfahrenstechnischen Anlagen wird wesentlich unterstützt durch einen offenen Austausch zwischen Technikern, um andere Sichtweisen auf die so oft gleichen Probleme zu erhalten. Es gilt, Betreiber, Hersteller, Planer und Forschung zusammenzubringen, um sich mit ausgewiesenen Experten aus verschiedenen Branchen auszutauschen und Neues zu erfahren. Unter den vielzähligen Möglichkeiten, sich auf Messen und Konferenzen zu informieren, möchte ich besonders auf die im deutschen Sprachraum einmalige und technisch orientierte Praktikerkonferenz „Pumpen in der Verfahrens- und Kraftwerkstechnik“ an der Technischen Universität Graz hinweisen.

Frei nach dem Motto „Phanta rhei“ – alles fließt – ist die Herausforderung, ein ewiges „Wandeln und Werden“ zu schaffen. Das konstruktive Wahrnehmen der Veränderungen birgt neue Chancen und Möglichkeiten zur Optimierung der Pumpe für den verfahrenstechnischen Prozess und seine Anlage und damit des gesamten Wertschöpfungsprozesses.

Prof. Dr.-Ing. Helmut Jaberg

Stichwörter:
Verfahrenstechnik, Produktionsprozesse, Energieverbrauch, Gefahrenidentifikation,

C&M 2 / 2014

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 2 / 2014.
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