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C&M-6-2012 > Fit für die Zukunft

Fit für die Zukunft

Die Prozessautomatisierung repräsentiert mehr als 10% der Elektroindustrie, der zweitgrößten deutschen Industriebranche, und hat einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Automation. Messtechnik­ und Prozessautomation erwirtschafteten 2011 einen­ Umsatz von 17,8 Mrd. Euro. Insbesondere ihr Beitrag zu einer energieeffizienten und umweltgerechten Produktion macht Prozess­leitsysteme heute zum unverzichtb­aren Faktor in der Prozessindustrie. So ist auf der diesjährigen SPS IPC Drives Nachhaltigkeit ein zentrales Thema­.

chemie&more war im Gespräch mit Michael Ziesemer, Geschäfts­führer bei Endress + Hauser und Aus- stellerbeiratsmitglied der SPS IPC Drives über Herausforderungen und Trends der Branche.

„Ohne Kommunikation geht nichts mehr in der Automatisierung.“

chemie&more: Der Fokus unseres Maga­zins­ liegt im Bereich der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Wo sehen Sie gerade in dieser Branche neue Herausfor­derung für die Automatisierungs­technik? Welche Probleme sind zu meistern?

Michael Ziesemer: Es gibt eine Reihe von Herausforderungen für die chemische und pharmazeutische Industrie. Die Standorte in Europa müssen im harten globalen Wettbewerb bestehen. Ein zentrales Thema sind dabei die Kosten – sowohl was die Kapitalkosten anbetrifft als auch die operativen Kosten. Nehmen Sie als Beispiel die Instandhaltungskosten der Anlagen. Deshalb werden die IT-Unterstützung der Prozesse und der Einsatz von Plant Asset-Manage­mentsystemen (PAM) unabdingbar. Wichtig sind aber auch die Kosten für Energie­ und Rohstoffe. Deshalb ist die ressourcen­effiziente Produktion so wichtig. Auch hier ist Prozessautomatisierung ein zentraler Treiber. Dabei fängt alles mit umfassender Information an. Man muss wissen­ was wann und wo verbraucht wird. Die Einführung von Energie- und Rohstoff-Monitoring­systemen steht deshalb häufig am Beginn der Optimierung.

Neue Prozesse und Verfahren erfordern neue Systeme und Automatisierungs­lösungen. Welche Themen und Trends zeigt die diesjährige SPS IPC Drives als eine der wichtigsten Leitmessen auf dem Gebiet der elektrischen Automation auf? Welche neuen­ Impulse erhoffen Sie sich für die Branche – speziell im Hinblick auf die chemische­ Prozesstechnik?

Die Branche ist in einem guten Zustand. Auch gegenwärtig wächst sie, wenn auch nicht mehr zweistellig wie in den beiden Vorjahren. Die SPS IPC Drives wird ihr weitere Impulse verleihen.

Wichtige Trends sind die Integration von Automatisierung und IT. Der Trend zu einem „Internet der Dinge“ und der „Industrie 4.0“ sind hier wichtige Stichworte. Nehmen­ wir als Beispiel einen Instand­haltungsauftrag. Der wird vielleicht aus­gelöst durch eine Meldung eines Sensors in der Anlage an das Plant Asset-Management­system. Nun muss ein Auftrag für die Instand­haltung im ERP-System angelegt werden – beispielsweise im PM-Modul von SAP – und die Verfügbarkeit von Ersatz­teilen im ERP-System geprüft werden. Schließlich müssen die technischen Dokumente für den Sensor ermittelt werden – beispielsweise über einen Webzugriff auf die Datenbasis, die der Hersteller zur Verfüg­ung stellt.

Wir sehen also: IT und Automatisierung sind eng vernetzt.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die drahtlose Automatisierung, die im Bereich der Sensorik vor allem dem Standard „Wireless HART“ folgt.

Wie beeinflussen mobile Kommunikation und Social Media die Prozessleit-technik und welche Möglichkeiten entstehen dadurc­h?

Ohne Kommunikation geht nichts mehr in der Automatisierung. Ethernet ist die Grundlage dafür und ersetzt alte Protokolle wie beispielsweise PROFIBUS DP.

Social Media sind dagegen für uns noch der Anfang. Aber Videos über „Youtube“ (eventuell mit „Augmented Reality“) können­ die Ausbildung oder die Instandhaltung vereinfachen. Ich sehe auch, dass in „Linkedin“ verschiedene „Communities“ entstanden sind, die Themen der Prozessautomatisierung diskutieren.

Wie sehen Sie die zukünftigen Chancen der deutschen Unternehmen der Prozessautomatisierung auf dem Weltmarkt?

Die wichtigsten Firmen der Branche kommen­ aus den USA, Japan und Deutschland. Dabei haben die Unternehmen mit deutschen oder europäischen Wurzeln – global agieren sie alle – in den letzten Jahren­ Marktanteile gewonnen. Wir setzen konsequent auf Innovation – das zahlt sich aus. Und wir setzen auf Nachhaltigkeit – auch das zahlt sich aus. Die Eigenkapitalquote der deutschen Hersteller ist heute 10 Punkte höher als vor 10 Jahren. Auch noch sehr wichtig ist unser hervorragendes Ausbildung­sysystem – von der dualen Ausbildung bis zu den Hochschulen.

Aber es gibt auch Risiken, der Fachkräfte­mangel macht uns große Sorgen. Wir müssen­ es schaffen, dass die Zahl der Studien­anfänger in der E-Technik erhöht und jene, der Studienabbrecher, verringert wird. Wir müssen es auch schaffen, dass junge Damen dieses Studienfach vermehrt wählen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Interview: Lukas Hamm/Claudia Schiller)

Foto: © istockphoto.com| iLexx

Stichwörter:
Prozessautomatisierung, Elektroindustrie, SPS IPC Drives, Nachhaltigkeit, Automatisierungstechnik, Plant Asset-Managementsystem, PAM, ressourceneffiziente Produktion, ERP-System, Ethernet, PROFIBUS DP,

C&M 6 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 6 / 2012.
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