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C&M-2-2013 > Schüttgüter und ihre Verarbeitung spielen eine wichtige Rolle in vielfältigen Produktionsprozessen

Schüttgüter und ihre Verarbeitung spielen eine wichtige Rolle in vielfältigen Produktionsprozessen

Breites Technologiespektrum

Die Anwendungsfelder der Schüttgut verarbeitenden Industrie sind weit gefächert, in zahlreichen Industriebranchen stellen Schüttguttechnologien einen wichtigen Teil in der Produktion sowie in angrenzenden Prozessen dar. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung dieser Industrie war die Gründung eines eigenen Dachverbandes längst überfällig –im September letzten Jahres gründete sich der DSIV – Deutscher Schüttgut-Industrie-­Verband mit Sitz in Wiesbaden.

chemie&more im Gespräch mit Stefan Penno, Geschäftsführer der Rembe GmbH und erster Vorsitzender des Deutschen Schüttgut-Industrie-Verbandes zu Zielen und Mission des ­jungen Verbandes und zu den Perspektiven der Branche.

chemie&more: Herr Penno, in Anbetracht der Größe und Bedeutung der Schüttgutbranche mit mehr als 1000 Unternehmen und ca. 60.000 Arbeitsplätzen im deutschsprachigen Raum überrascht, dass es bislang keinen eigenen Branchenverband gab. Wie kam es nun zur Gründung des DSIV im vergangenen Jahr?

Stefan Penno: Ja, das ist in der Tat verwunderlich, dass das Zugpferd der europäischen Schüttgutindustrie keinen Branchenverband hervorgebracht hat. Andere Länder wie Großbritannien warten gleich mit mehreren Verbänden wie SHAPA oder MHEA auf. Und das hat uns letztendlich auch angetrieben, endlich etwas für die deutsche Schüttgutindustrie zu tun. Unter der Ägide von Jochen Baumgartner, Silo World, wurden genügend namhafte Schüttgutspezialisten vereint, um den Grundstein für den DSIV zu legen.

Wie ist der DSIV organisiert, welche vorrangigen Ziele verfolgen Sie mit der Verbandsarbeit und welche Vorteile eröffnen sich für die Mitglieder?

Der DSIV besteht aus dem Vorstand und einem Fachbeirat. Der Vorstand, bestehend aus Kennern der deutschen Schüttgutindustrie, tauscht sich regelmäßig aus, um den Verband vorwärts zu bringen. Der Fach­beirat besteht aus Experten der Schüttgutbranche und steht dem Vorstand mit Rat zur Seite. Es ist viel Aufbauarbeit zu leisten, damit sich Vorteile wie vergünstigte Eintrittspreise zu Messen und Symposien, Erfahrungsaustausche oder Spezialveranstaltungen zum Thema Schüttgut für die DSIV-Mitglieder ergeben.

Wie sind die Schnittstellen zu den großen, etablierten Verbänden wie VDI, Dechema oder VDMA und inwiefern kooperieren Sie?

Es finden bereits erste Dialoge statt. Die Etablierten sind da ganz offen und begrüßen einen Verband, der sich so sehr fokussiert wie der DSIV. Das Thema Schüttgut geht die deutsche Industrie sehr viel an und es bedarf einer flüssigen Zusammenarbeit zwischen den Verbänden, um unsere Markt- und Technologieentwicklung auf Weltklasseniveau zu bringen und dort zu halten.

Branchenübergreifend ist der Nachwuchs an Fachkräften aus den technischen und Ingenieursdisziplinen ein großes Thema. Wie engagieren Sie sich im Bereich der Nachwuchsförderung und wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit Forschung und Lehre?

Forschung und Lehre sind bereits mit im DSIV-Boot. Die Universitäten von Kaiserslautern, Magdeburg, Wuppertal sowie renommierte Institute greifen auf den DSIV zurück, um Facharbeiten ihrer Studenten und Studentinnen optimal in der Schütt­gutindustrie zu platzieren. Hier geht es explizit darum, den Fachkräftenachwuchs mit den richtigen Unternehmen der Industrie zusammenzubringen und genau da hilft der DSIV.

Mit ersten Aktivitäten haben Sie auf der ­Easyfairs Schüttgut in Dortmund gestartet, die erste Mitgliederversammlung findet nun auf der diesjährigen Powtech statt – welche Themen stehen auf der Agenda?

Aufmerksamkeit. Der DSIV muss jetzt viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, damit wir noch mehr Mitglieder bekommen. Nur mit einer gewissen Mitgliederanzahl und Qualität bekommt unser Wort Gewicht. Dann lassen sich die ganzen Aktionen, die wir in Nürnberg auf der Tagesordnung haben, auch effizient umsetzen. Geplant sind diverse Fachseminare, Kooperationsbörsen, Nachwuchsförderprogramme, Erfahrungsaustausche auch mit ausländischen Verbänden, ein NEWS-Portal zu Neuigkeiten aus der Schüttgut- und Verfahrenstechnik sowie exklusive Netzwerktreffen, auf denen sich das Who’s who der deutschen Schüttgutbranche trifft.

Mit den beiden Veranstaltungen in Dortmund und Nürnberg gibt es zwei starke Veranstaltungen der Branche im deutschen Raum. Planen Sie darüber hinaus, noch weitere Events oder Kongresse zu installieren und wie engagieren Sie sich international?

Der DSIV wird als eine der ersten Kooperationsveranstaltungen eine gemeinsame Aktion mit der Solids Handling and Processing Association im Vereinigten Königreich starten. Darüber hinaus laufen Planungen mit der Dechema, der easyFairs und der NürnbergMesse zu diversen Fachveranstaltungen, die jeweils parallel zu den einschlägigen Messen und Ausstellungen stattfinden sollen. Der DSIV sieht sich hier nicht als Wettbewerb zu den vorhandenen Messeprofis, sondern als längst überfällige Ergänzung, um der Schüttgut- und Feststoffindustrie im deutschsprachigen Raum das notwendige Standing zu verleihen.

Können Sie uns einen Eindruck geben, welche Technologien und Trends im Fokus der Powtech stehen und welche Impulse erwarten Sie insbesondere für die Bereiche Chemie, Pharma und Lebensmittel? Welche Rolle spielt die Automation für Entwicklungen in der Schüttgutindustrie?

Die Bereiche Chemie, Pharma und Lebensmittel brauchen mehr denn je qualitativ hochwertige Prozesse und Verfahren. Auch die Beständigkeit der Prozesse und Verfahren muss erstklassig sein. Rohstoffe werden immer wertvoller und da zählen jedes Gramm und jede Sekunde. Ausfälle aufgrund technisch nicht einwandfreier Verfahren oder Komponenten kann und will sich niemand mehr erlauben. Die Powtech als weltweit führende Messe für die mechanische Verfahrenstechnik und Analytik von Feststoffen zeigt hier nicht nur die international gängigen Technologien, sondern spiegelt auch die Bedürfnisse der Anwender wider. Wer hier gut zuhört, erkennt die Trends.

Mein Tipp für 2013: Wenn leicht entzündliche oder anbackende Stoffe gefördert werden müssen, wird es spannend. Mal ­sehen, was die Powtech da zu bieten hat …

Der Exportanteil der deutschen Hersteller von Verfahrenstechnik liegt laut VDMA mit 70% noch über dem Maschinenbaudurchschnitt. Wie sehen Sie die Zukunft auf den europäischen und internationalen Märkten?

Was mich immer wieder überrascht, wenn ich zu Kundenbesuchen in Deutschland unterwegs bin, ist der Mittelstand. Es gibt überdurchschnittlich viele kleine bis mittelständische Unternehmen, die Weltmarktführer sind und auch ein stabiles, finan­zielles Rückgrat haben. Das kenne ich weder aus Nordamerika, einem der restlichen Länder in Europa oder aus Indien oder gar China. Der einzige Nachteil, den ich erkennen kann, ist dass diese kleinen Unternehmen oftmals alleine einfach nicht stark genug sind, um ihre Position weiterhin stabil auszubauen und technologisch tonangebend zu bleiben.

Wenn wir an der Stelle mit dem DSIV einen Beitrag zum Zusammenhalt leisten können, würde mich das enorm freuen. Und dann sehe ich die Zukunft für die deutsche Schüttgutindustrie auf dem Weltmarkt als sehr profitabel an.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

(Interview: Claudia Schiller)

Stichwörter:
Schüttgütter, Produktionsprozesse, Stefan Penno, Schüttgutindustrie, SHAPA, MHEA, Silo World, Jochen Baumgartner, DSIV, VDI, Dechema, VDMA, ­Easyfairs Schüttgut, Chemie, Pharma, Lebensmittel, Powtech,

C&M 2 / 2013

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 2 / 2013.
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