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Die ACHEMA 2015 macht sich bereit

Sprungbrett für neue Marktpotenziale

Mit den drei Schwerpunktthemen „BiobasedWorld“, „Innovative Prozessanalytik“ und „Industrielles Wassermanagement“ gestalten die Veranstalter der ACHEMA 2015 das Weltforum und die 31. Internationale Leitmesse für Prozessindustrie. Dr. Thomas Scheuring, Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH, ­berichtet im Interview über Branchentrends und die Vernetzung von Technologien.

Herr Dr. Scheuring – noch ein gutes halbes Jahr bis zum Start der nächsten ACHEMA. Wie steht es um Ihre Messe, die ja auch stets ein Indikator für die Branchenkonjunktur ist, nicht zuletzt für den Chemiestandort Deutschland?

Die ACHEMA steht in der Tat jetzt ein gutes halbes Jahr vor Veranstaltungseröffnung blendend da. Ich sage dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge – wir sind bedauerlicherweise nicht in allen Ausstellungsbereichen in der Lage, die teilweise über­raschend hohe Nachfrage nach Ausstellungsfläche zufriedenzustellen. Nun kümmern wir uns vor allem darum, unsere Zielgruppen auch auf der Besucherseite möglichst großflächig und international zu erreichen. Aktuell läuft eine Roadshow, mit der wir über Präsentationen vor Ort in wichtigen Auslandsmärkten regionale Medien und Multiplikatoren ansprechen.

Auch wenn wir als Veranstalter momentan einen sehr positiven Zwischenstand vermelden können, kann das allerdings nicht ­darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung hinsichtlich des allgemeinen Konsum- und Investitionsklimas aktuell einige Dämpfer erfahren hat. Die Ausstellerbranchen der ACHEMA konnten in den letzten zwei bis drei Jahren aber so viel Substanz aufbauen, dass sie dieser Herausforderung nicht nur gewachsen sind, sondern sich auch in der Lage sehen, eine Veranstaltung wie die ACHEMA als Sprungbrett zur Erschließung neuer Marktpotenziale zu nutzen.

Können sie etwas zu der neuen Präsentation nach Fachbereichen und Schwerpunkten sagen? Werden es Aussteller und Besucher leichter haben, zueinander zu finden?

Wenn ich mit dem zweiten Teil dieser Frage beginnen darf: Besucher und Aussteller hatten es auf der ACHEMA nie schwer, zueinanderzufinden! Zum einen haben wir die sehr transparente Ausstellungsstruktur mit elf Ausstellungsgruppen, die jeweils ganz bestimmten Hallenebenen zugeordnet sind. Zum anderen gibt es die ausgefeilten Suchmöglichkeiten auf der Webseite mit einem detaillierten Suchwortindex, der selbstverständlich auch über eine mobile Applikation zugänglich ist. Neu sind zur ACHEMA 2015 in der Tat unsere drei Fokusthemen, mit denen wir jeweils aktuelle Entwicklungen und sich abzeichnende Branchentrends aufgreifen. Erstens ist das die „BiobasedWorld“, die wir als Treffpunkt der industriellen Biotechnologie etablieren wollen. Ziel ist die umfassende Abbildung der biobasierten Wertschöpfungskette.

Mit der „Innovativen Prozessanalytik“ tragen wir zweitens der immer wichtigeren Rolle dieses Bereichs Rechnung. Die Prozessanalytik ist Bindeglied zwischen Automatisierung und Laboranalytik, zwei wichtigen Bereichen der ACHEMA. Last, but not least richten wir mit dem dritten Fokusthema „Industrielles Wassermanagement“ das Augenmerk auf Konzepte für ökologisch und ökonomisch effiziente Wasserkreisläufe, ohne die gerade in Regionen mit Wasserknappheit Chemie und Prozesstechnik gar nicht möglich wären. Diese drei Fokusthemen sind – und dies gilt selbstverständlich auch für unser traditionelles Querschnittsthema Umweltschutz – übergreifend auf dem Ausstellungsgelände vertreten. Wir bieten dafür eigens maßgeschneiderte Themenrundgänge an, die wir über Sonderpublikationen sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form bereithalten werden. Ergänzt wird dies durch eine Partnering-Plattform, die für registrierte Teilnehmer sowohl untereinander als auch seitens der Aussteller jedwede Form der Kontaktaufnahme ermöglicht.

Bei der ACHEMA 2012 war ein Megatrend die Vernetzung der Technologien. Lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schon etwas zu einem Trend bei den Innovationen 2015 sagen?

Die Frage nach herausragenden Innovationen ist eine, die mir ­jedes Mal vor einer ACHEMA gestellt wird und bei der ich auch diesmal leider nur recht vage antworten kann, da die Aussteller aus nachvollziehbaren Gründen mit Details zu ihren Neuentwicklungen im ACHEMA-Vorfeld zurückhaltend sind. Sicher ist jedoch, dass Vernetzung ein weiterhin zentrales Thema ist und bleiben wird. So ist es wenig überraschend, dass gerade in der Mess-, ­Regel- und Prozessleittechnik die Nachfrage nach Ausstellungsfläche ausgesprochen lebhaft ist. Vor diesem Hintergrund übrigens haben wir das Thema Prozessanalytik – die ja letztlich Voraussetzungen schafft für ein weiteres Voranschreiten der Prozessautomation und damit der Vernetzung in der Prozessindustrie – zu einem unserer Fokusthemen gemacht.

Was werden Sie unter diesem Begriff präsentieren, wie sieht die Abgrenzung zum Bereich Labor- und Analysentechnik aus?

Die Übergänge in den Bereich der Labor- und Analysentechnik – genauso jedoch auch in die andere Richtung, d.h. in die Mess-, Regel- und Prozessleittechnik – sind fließend und wenig für strikte Schemata geeignet. Letztlich bedeutet Prozessanalytik ja, dass ich analytische Methoden so einsetze, dass sie in den laufenden Prozess integriert sind und ihre Ergebnisse direkt wieder in die Regel- und Leittechnik einfließen. Angesichts der räumlichen Distanz zwischen diesen beiden Ausstellungsgruppen – die Labor- und Analysentechnik ist in der Halle 4 platziert, die Mess-, Regel- und Prozessleittechnik in der Halle 11 ein gutes Stück entfernt – verbinden wir diese beiden Ausstellungshallen mit einem Shuttle-Service, der dem geneigten Besucher ein schnelles Pendeln zwischen beiden Bereichen ermöglichen wird.

Zu den größten Ausstellergruppen zählen die Komponenten wie Pumpen oder Armaturen. Gibt es Neues in diesem Bereich?

Mit mehr als 1.000 Ausstellern, die sich der Ausstellungsgruppe Pumpen, Kompressoren und Armaturen zuordnen – oder allgemeiner: dem Thema Fluid Handling –, ist die ACHEMA in diesem Marktsegment mit Abstand die größte Veranstaltung weltweit. Auch für diesen Bereich werden die Stichworte Vernetzung, Integration, Intelligenz, Energieeffizienz und „Total Cost of Ownership“ weiter auf dem Vormarsch sein. Wir rechnen damit, dass die auf der ACHEMA vorgestellten Neuentwicklungen Fortschritte entlang dieser Kategorien bringen. Was konkrete Neuigkeiten angeht, gilt jedoch auch hier: Die meisten Aussteller lassen erst zur ACHEMA „die Katze aus dem Sack“, sodass an einem ACHEMA-Besuch und an Gesprächen, Diskussionen und Recherchen vor Ort letztlich kein Weg vorbeiführt.

Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.


Thomas Scheuring
// studierte von 1976 bis 1982 Chemie an der Technischen Universität Darmstadt und promovierte 1985 in Physikalischer Chemie
// Seit 1995 war er Leiter der Abteilung Ausstellungskongresse der DECHEMA e.V. und damit verantwortlich für die ACHEMA – mit rund 3.800 Ausstellern und 170.000 Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern die weltweite Leitmesse der chemischen Prozessindustrie
// ist zudem zuständig für die AchemAsia – das Pendant der ACHEMA im südostasiatischen Raum
// Seit 2012 ist Dr. Scheuring Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH

(Interview: Horst Holler)
Bild: © panthermedia | megastocker

Stichwörter:
Innovativen Prozessanalytik, Achema, Dechema, Investitionsklimas, Wasserkreisläufe, Sonderpublikationen, Kompressoren und Armaturen, Energieeffizienz, Diskussionen,

C&M 6 / 2014

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 6 / 2014.
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