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Logistik von Chemikalien als Chance

Vom Risiko zum Produkt

Bei Chemielogistik denkt man natürlich zuerst an die chemische Industrie und den Chemiehandel. Aber auch viele Transportgüter z.B. der Pharma-, Health Care-, Metallbearbeitungs-, ­Automobil- oder Elektronikindustrie sind als Gefahrgüter eingestuft und müssen so behandelt werden.

Die Besonderheit der Chemielogistik von DB Schenker Logistics besteht in der Verbindung von Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. DB Schenker Logistics ist in Europa in 36 Ländern mit über 700 Standorten in allen wesentlichen europäischen Wirtschaftsre­gionen präsent. Im europäischen Landverkehr ist DB Schenker Logistics Marktführer. Die Kunst besteht also darin, das Produkt Chemielogistik zugleich sicher und wirtschaftlich zu produzieren. Es lassen sich dabei folgende Risiken identifizieren:

// Standzeiten: Gerät ein Lkw in eine ­Gefahrgutkontrolle, ist regelmäßig eine längere Standzeit vorprogrammiert, bis alle Punkte einer behördlichen Checkliste abgearbeitet sind. Bei vermeintlichen oder auch tatsächlichen Fehlern wird häufig die Weiterfahrt bis zur Behebung des „Mangels“ untersagt. Das betrifft dann alle auf dem Fahrzeug befindlichen Sendungen und ist für den zeitkritischen Stückgutverkehr mit seinen Leistungsversprechen (Laufzeitzusagen) „tödlich“. Das Gleiche gilt für extreme Schlechtwetterlagen (Glatteis, Nebel) mit ihren Gefahrgut-Lkw-Weiterfahrverboten.

// Verkehrsregelungen: Straßen und Kunstbauten wie Tunnel und Brücken sind häufig für Gefahrguttransporte ganz oder teilweise gesperrt; das bedingt längere Umwegfahrten. Bei grenzüberschreitenden Verkehren ­
gibt es das Informationsbeschaffungsproblem: Wo bestehen welche ­Regelungen?

// Ordnungswidrigkeiten: Beinahe jeder Verstoß gegen die Gefahrgutvorschriften stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld geahndet ­werden kann. Dabei sind die Pflichten leider häufig nicht sachgerecht den A­kteuren zugeordnet; so haftet z.B. der Spediteur für Dinge, die gar nicht in seinem Einflussbereich liegen, z.B. bei der Erstellung des Beförderungs­papiers.

// Straftat: Ein Verstoß gegen eine ­Gefahrgutvorschrift stellt bereits bei ­einer Gefährdung (nicht: Schädigung) Dritter eine Straftat dar.

// Schäden: Das Schadensausmaß ist bei der Beteiligung gefährlicher Güter ­regelmäßig wesentlich größer als bei Nichtgefahrgütern.

// Kunden- und Imageverlust: Bei einem Fehler geht bei Gefahrgut der Kunde schneller verloren als bei Nichtgefahrgut, weil das Sicherheitsbedürfnis viel größer ist.

Der Aufwand, um diese Risiken zu minimieren, ist groß:

// Aufbauorganisation: Die Gefahrgutstrukturorganisation bei DB Schenker Logistics ist vierstufig: zentral, regional, national und lokal. Der Gefahrgut­beauftragte (Safety Adviser), in Deutschland „erfunden“ und im Jahr 1989 eingeführt, hat sich als euro­päisches Erfolgsmodell entpuppt; er ist mittlerweile in allen Ländern ­Europas etabliert – und akzeptiert.

// Ablauforganisation: Der gesamte ­Prozess der Chemielogistik ist in den DB Schenker Logistics-Standard Operating Procedures (SOP) on ­Transport and Handling of Dangerous Goods beschrieben und Teil des ­European Quality Manual, das für alle 36 Ländergesellschaften in Europa ­verbindlich ist. Entsprechend den ­Änderungen bei den Gefahrgutvorschriften wird es jedes Jahr aktualisiert. Der Umgang mit den komplexen Gefahrguttransportvorschriften und den internen Instruktionen wird in Unterweisungen ­trainiert. Im Jahr 2008 wurde zusätzlich ein elektronisches Training (e-Learning) eingeführt, das in 23 Sprachen zur Ver­fügung steht und an dem bisher neben über 3000 Mitarbeitern auch Kunden und Partnern teilnehmen.

// Kontrollorganisation: Die Einhaltung der externen Vorschriften und internen Vorgaben wird regelmäßig durch zentrale, regionale und nationale Audits kontrolliert; Abweichungen werden korrigiert. Zurzeit sind 19 Standorte in 6 Ländern Europas ­gemäß dem Safety and Quality Assessment System (SQAS) des europäischen Chemieverbandes CEFIC geprüft.

Die Tatsache, dass die Kosten für den Aufwand zur Vermeidung der Risiken häufig nicht durch einen höheren Preis kompensiert werden können, wirkt sich nachteilig auf die Akzeptanz des Produkts Chemielogistik bei Mitarbeitern in Operations und Sales aus. Hier muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. DB Schenker Logistics und DB Schenker Rail haben ein Competence Center Chemicals gebildet, um die chemielogistischen Fähigkeiten und Vorteile aller Verkehrsträger zu bündeln.

Lagerung gefährlicher Stoffe

Völlig anders stellt sich das Problem bei der Lagerung dar. Beim Transport können Gefahrgüter unter Beachtung zusätzlicher Maßnahmen (besondere Fahrerschulung, Fahrzeugausrüstung) „mitgenommen“ werden. Das geht bei der Lagerung nicht. Die Lagerung gefährlicher Stoffe – z.B. von Spraydosen, brennbaren Flüssigkeiten, wassergefährdenden Stoffen – erfordert immer Sonderlösungen; die „Zulagerung“ in normalen Lägern ist ohne aufwändige technische und organisatorische Maßnahmen nicht möglich. DB Schenker Logistics hat sich auf diese Nachfrage eingestellt und bietet an 25 Standorten in Europa die Lagerung gefährlicher Stoffe an.

Sind die beschriebenen aufbau-, ablauf- und kontrollorganisatorischen Maßnahmen erfüllt, lassen sich Gefahrgüter im europäischen Stückgutverkehr überwiegend transportieren. Die Annahmebedingungen für Gefahrgüter bei DB Schenker Logistics sind europaweit harmonisiert. 99% aller angebotenen Gefahrgüter werden akzeptiert; ausgeschlossen sind nur jene „Exoten“, die wohl unbestritten im Sammelgutverkehr nichts verloren haben, z.B. explosive oder radioaktive Stoffe; sie bleiben Sonderverkehren vorbehalten. Nähere Infos unter http://www.dbschenker.com/site/logistics/dbschenker/com/de/produkte__services/landverkehr/__zusaetzliche__services/__adr/adr.html. Individuelles Customizing ist notwendig bei Spezialverkehren (Beispiel: selbstzersetzliche Stoffe oder organische Peroxide, die gekühlt befördert werden müssen) und bei der Lagerung.

Während beim Transport die Vorschriften im Wesentlichen international und intermodal harmonisiert sind, ist das bei der Lagerung bisher nicht der Fall. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die Lagerung gefährlicher Stoffe immer noch eine nationalstaatliche Angelegenheit; die Vorstellungen von einer „sicheren“ Lagerung liegen hier immer noch sehr weit auseinander, was zu Wettbewerbsverzerrungen bei der Standortwahl führt.

Ein Servicepotenzial für den Chemielogistiker besteht in der Beratung „chemieferner“ Branchen ohne ausgeprägtes Gefahrgut-Knowhow; das dient auch der Sicherheit der Beförderung gefährlicher Güter.

Foto: © istockphoto.com| Talaj

Stichwörter:
Chemielogistik, Chemiehandel, Pharma, Health Care, Metallbearbeitungsindustrie, Automobilindustrie, Elektronikindustrie, DB Schenker Logistics, Standzeiten, Verkehrsregelungen, Ordungswidrigkeiten, Straftat, Schäden, Kunden- und Imageverlust, Gefahrengutstrukturorganisation, Ablauforganisation, Kontrollorganisation, Quality Assessment System, SQAS, CEFIC, Lagerung gefährlicher Stoffe,

C&M 1 / 2013

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 1 / 2013.
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